Vorhang auf

 

für die kleine Kapelle

 

 

 

ein Juvel in den Bergen

 

für

 

Spiritualität Gesundheit

 

Kunst Kultur

 

Kreativität

 


Die Schutzengelkapelle

 

Gesamtkunstwerk am steilen Berghang der Plazenz Stilfser Brücke 16 (früher 23a) im Einklang zwischen Natur, Kultur und Spiritualität – zwischen Pflanzen, Tier und Mensch.

Zentrum ist der Baum – der Stein – die Kapelle

 

2019 gab es beim Haus eine Steinschlagkatastrophe: Im April war das Klima im Hang ungewöhnlich warm. Der Boden, der in anderen Jahren noch gefroren war, war aufgetaut und weich. Dann fiel plötzlich wieder viel Schnee und die Bäume fanden im weichen Boden mit dieser Last keinen Halt. So stürzte eine riesige Zwillingslärche um und schleuderte mit dem ausgerissenen Wurzelwerk einen tonnenschweren Felsbrocken, der direkt aufs Haus zuschoss und wie durch ein Wunder von einem alleinstehenden, alten wilden Kirschbaum aufgehalten wurde. Ohne den Kirschbaum wäre das Haus zertrümmert und die damaligen Bewohner unter den Trümmern begraben.

 

 

Aus unserer lokalen Tradition heraus baute ich zum Dank an den Schutzengel eine Kapelle mit meditativen Räumen. Nun soll mit dieser Kapelle ein Dialog zwischen Theater, darstellender Kunst und Spiritualität gestaltet werden.

 

 

 

Unmittelbar unterm abgebrochenen Kirschbaum liegt das Kunst- und Kulturhaus, Stilfser Brücke 16, das wie durch ein Wunder verschont geblieben ist. Zivilschutz aus Bozen, Straßenverwaltung des Nationalparks und die Gemeindeverwaltung Stilfs, alle waren sie da. Inzwischen hat die Gemeinde einen biologischen Schutzwall im Wald errichtet.

 

Der Zauber des jetzt abgestorbenen, aber vielleicht wieder belebbaren wilden Kirschbaumes als solidarischer Wächter und Beschützer soll sichtbar gemacht werden. Seine Urkraft und seine Würde in einem zähmenden Spiel mit der immensen Wucht und Kraft eines fliegenden Steines und der darauf folgenden sakralen Ruhe und Versenkung einer Kapelle ist das Zentrum.

 

 

 

Um all den Kunstgedanken klaren Ausdruck zu verleihen, habe ich in den vergangenen Monaten und Jahren viele Ebenen von Kunsträumen im steilen Hang angelegt. Diese Welten werden bei der Eröffnung der Kapelle gezeigt, belebt und bespielt.

 

Alle diese Ebenen sind im künstlerisch, kreativen Impuls mit Natursteinen – mit Steinstiegen, mit Betonwildheit und mit einem archaischen Lärchenzaun zu einer lebendigen und erfrischenden, für Tiere und Pflanzen wohnlichen und wohlfühlenden Kommunikationsform geworden.

 

Es wurde ein Gesamtkunstwerk, das an der Straße beginnt und in den Berg überfließt. Natur / Kultur / Figur und Geist fließen ineinander. Es lebt aus vielen Impulsen weltoffener Zeitgeister. Zur Einweihung der Kapelle und Eröffnung der Kunsträume sind alle zwischen Künstlern und Nicht- Künstlern, Alte und Junge, Einheimische wie Angereiste aller Nationen herzlich willkommen.

 

Der zeitgenössisch – weltthematisch - engagierte Aspekt

 

Der keltisch / romanische Ort an der historisch bedeutsamen Bergstraße – im Herzen des Nationalparks Stilfser Joch – am tiefen Bachschlund des Sulden- und Trafoierbaches und des steilen gefahrvollen Berghangs – geben den Impuls zu diesem Event.

 

Dieser raue Ort meiner Vorfahren soll wieder Bedeutung bekommen, indem er in die Wahrnehmung der Gegenwartskunst der Welt eingebunden wird.

 

Für die Ausdrucksmittel der Plastik, der Malerei, des Theaters, der Musik sind die dafür notwendigen Räume konzipiert, gestaltet und ausgestattet.

 

Der mythologisch – märchenhafte Aspekt

 

Dieser mystisch-prähistorische Raum liegt in gerader Sichtlinie weltlicher Kultstätten dieser Region: Kaschlin – Weiberbödele – Zumpanell – Ortler – die Heiligen drei Brunnen.

 

Z. B. zeigt Roman nach Kaschlin, der ersten Besiedelung der Gegend, ca. 1500 vor Chr.

 

Plastiken in dieser Thematik spannen den Bogen zur geistigen Welt unserer Vorfahren.

 

Der therapeutische Aspekt – für Mensch und Umwelt

 

Die Kapelle ist ein poetischer, leichter Lichtraum für Kontemplation, Ruhe und Reflexion.

 

Der wiedergeborene Baum wird jetzt mit Wasser, Erdreich und Steinen geschützt. Aus der Traumaforschung weiß man, dass sich wilde Bäume nach Jahren wieder erholen können und neue Lebensadern entwickeln.

 

Jesus am Kreuz von Luis Schrade.

 

 

Die Abstraktion zur Schlucht (Galerie)

 

Auf der unteren Seite des Plazenz- Geländes ist eine Schlucht mit dem Suldenbach, die bei Unwetter höllenartige Stimmungen und Ängste freisetzt.

 

Dieses Eisengerüst wird aus vom Stein zertrümmerten Stahlteilen neu zusammengebaut.

 

Altarbild in der Schutzengelkapelle

Der gute Hirte vom Krippenschnitzer Heinrich Schwabl

 

In jungen Jahren wurde Herr Schwabl mit den Ketten der Krampusse derart zusammengeschlagen, dass er ein schweres Gehirntrauma davontrug. Er sollte für 6 Monate in die damalige Nervenheilanstalt von Pergine eingewiesen werden, aber aus 6 Monaten wurden 6 Jahre. Das Schnitzen ist ihm bis heute geblieben.

 

Der Kreuzweg von Peter Paul Schalber aus Fetzan, Künstler aus der Lebenshilfe Schlanders

 

Was diesen Kreuzwegmaler auszeichnet ist, dass der Künstler die ersten 12 Leidensstationen Jesu doppelt gemalt hat, die ersten 12 dunkel gehalten, dann dieselben 12 noch einmal hell gemalt, und erst dann kommen die beiden letzten Stationen vom Abendmahl und der Auferstehung.

 

Das Wandbild Hölle, Erde und Himmel bietet den Hintergrund zur Kreuzweggeschichte.

 

 

Spieglein Slpieglein – Installation von Roman Moser

Öffne das Türchen und erkenne dich selbst

Die ‚Lebensmauer‘ von Valentin Zischg

 

Die Betonklötze stammen aus einem im Jahr 1977 errichteten, massiven Strommastenfundament in Rumwald, Außersulden. Damals existierte keine Zufahrtstraße, keine Lastwagen mit Betonmischer. Der Kies und Schotter für den Beton wurde von den Bauern vom naheliegenden Suldenbachbett mit Traktoren herangeschafft und von einer italienische Firma mit Maltamaschine und Schubkarren mühevoll aufgeschalt.

 

Nachdem das E-Werk Stilfs die Stromleitung unterirdisch verlegt hatte und die Freileitungsmasten entfernen ließ, blieben die 1,5 Meter tiefen Sockel in der Wiese zurück. Den Bauernsohn störten sie bei Mäh- und Heuarbeiten. Deshalb sprengte er sie mit Quellensprengstoff und schweren Gerätschaften.

 

Zuerst wurden die Sockel mit einem Bohrhammer angebohrt. Das E-Werk stellte für die Stromversorgung ein Aggregat zur Verfügung. Nachdem die Löcher gereinigt waren, konnte die Expansionsmasse hineingegossen werden. Nach 2 Tagen waren die Sockel in viele Einzelteile zerborsten und die Betonbrocken konnten mit Eisenstangen heraus gehebelt werden. Da sich die schweren Klötze nur mühevoll zerkleinern ließen, wurden die Brocken belassen. Mit vereinten Kräften wurden sie in die Heckschaufel des Traktors geschoben. Die Hydraulik der Dreipunktaufnahme hatte Schwierigkeiten, die schwere Last zu heben. Vater und Sohn beschlossen, die Brocken nach Stilfserbrücke zu fahren, um ihnen eine neue Funktion als Fundament eines Mauerabschnittes zu widmen. Just in diesem Moment fand ein reger Umschwung mit vielen künstlerischen und handwerklichen Impulsen und Aktionen rund um das Haus statt.

 

Nun untermauern die Betonbrocken Natursteine, setzen Funktionalität vor Schönheit, ecken bewusst an, suggerieren Konfrontation anstatt Konformismus. Teile der Mauer wirken paradoxerweise auf den ersten Blick wackelig. Eine breite, unscheinbare Hintermauer bildet jedoch Rückgrat und verleiht der Mauer Stabilität. Der unregelmäßige Abschluss suggeriert einen Trümmerhaufen.

 

Die Mauer stellt Freiräume und Lebensraum für Pflanz- und Tierwelt zur Verfügung.

 

Der ‚Wackelstein‘ verleiht der ansonsten starren Mauer Dynamik, ohne die Stabilität zu beeinträchtigen.

 

Die Wiederverwertung der Betonbrocken in der Mauer stellen eine Hommage an die vielen Arbeiter dar, die zahlreiche Stunden damit verbracht haben, die Sockel aufzubetonieren und wieder zu entfernen. Die Mauer als Ganzes würdigt den Kirschbaum und unterstreicht die Wucht des Aufpralls.

 

Der ‚Natürliche Lärchenzaun‘ von Valentin Zischg

 

Die Lärchenstämme für die Säulen wurden oberhalb des Hauses mit Zapin und Eisenstange herbeigezogen. Die Rundsäulen zeigen den Baumstamm als Einheit in seiner Natürlichkeit. Geschnitzte Holznägel schneiden sich ins Holz ein, fixieren die Querlatten an den Säulen und geben dem Zaun Stabilität. Die Lärchenstaketen sind handgespalten und zeigen die Natürlichkeit des Holzes auf. Dabei werden Wuchsformen und Astausblühungen sichtbar. Die Unregelmäßigkeit der Spelten in Form und Höhe durchbrechen die Monotonie.

 

Die Zaunspelten werden nicht durch eine Säge in eine Form gezwungen. Durch den Handspaltvorgang bleiben die Holzfasern großteils intakt, sodass das Wasser besser an den Spelten abrinnen kann und das Holz schneller austrocknen. Somit wird auch die Haltbarkeit erhöht.

 

Vom Holzwurm (Larven des Hausbockkäfers) durchbohrte Spelten zeigen Fraßspuren, die bereits ins Kernholz reichen. Die gebohrten Kanäle zeugen von ehemaligen Unterschlüpfen und Nahrungsquellen der Larven.

 

Exkurs Holzwurm als Nützling: Das erzeugte Holzmehl der Larven sorgt für schnellere Zersetzung des Holzes, welches wiederum als Ausgangsmaterial für neues Leben dient. In freier Natur wird der vermeintliche Schädling zum Nützling. Totholz stellt eine wichtige Säule unseres Ökosystems dar, da es Ausgangspunkt für neues Leben – Waldboden als Humusquelle – bildet. Unbehandeltes Holz kann als Totholz irgendwann wieder in den Kreislauf Leben und Tot zurückgeführt werden.

 

Eine massive Holzbank aus Lärche und Zirbe die in den Zaun integriert wurde, lädt zum Verweilen und Reflektieren an.

 

Der ‚Drehstab‘ in Griffweite verleiht spielerische Dynamik und stellt eine Analogie zur Lärche – Ursprung des Steinschlags und wilden Kirschbaum –

 

Beschützer her.

 

Natürlichkeit anstelle von erzwungener Unnatürlichkeit und Stabilität stehen beim Zaun im Vordergrund.

 

Alfred Pinggera – der letzte Schamane, Bergbauer aus Stilfs, verstorben

 

Alfred war bekannt für seine Wortkargheit. In nur 5 Sätzen hat er ein vollständiges Weltbild für den Menschen erstellt. Die Tafeln mit diesen 5 Sätzen laden den Besucher zur Kontemplation, Mäßigung und Bescheidenheit ein.

 

 

Beten ist Sprechen mit Gott

 

Guido Moser

 

Als ich am 17. 4. 2019 am frühen Morgen von Bozen nach Stilfser Brücke kam, liefen mir die zwei kleinen Jungs entgegen und der Vater und berichteten mir vom schicksalhaften Ereignis, das wie durch ein Wunder die Katastrophe verhindert hatte. Mir zitterten die Knie vor Schreck und ich suchte sofort Solidarität bei Einzelpersonen wie Beamten und Institutionen.

 

Eine Woche später erlebte ich eine ähnliche Situation in der Nacht, als ich wieder mit dem Auto von Bozen nach Stilfser Brücke fuhr. Ich hatte den einzigen Sekundenschlaf meines Lebens auf der Staatsstraße zwischen Meran und Schlanders, und wie von einem inneren Engel geführt, fuhr ich genau auf die Verkehrsinsel und wurde dort von einer Stange gestoppt. Das Auto hatte schwere Schäden, aber mir ist nichts geschehen und keinem anderen.

 

Ähnlich wie der Kirschbaum den Stein hat mich die Verkehrsinsel aufgefangen.

 

In Stilfser Brücke wurde ich wieder ruhig, als ich wusste, dass ich als Dankeschön eine Schutzengelkapelle bauen wollte.

 

 

 

Ohne Unterstützung bei den konkreten Arbeiten, die mich jetzt fast zwei Jahre lang beansprucht haben, wäre dieses Kapellenprojekt nicht möglich gewesen.

 

Ich danke allen, die bei diesem Projekt mit Tat, Rat und Spenden mitgeholfen haben: meine theologische Studiengruppe aus Österreich, Steinmetz- und Steinbildhauermeister Luis Schrade, Roland Veith, Roman und Ulrich, Hans und Manuel, Berthold, Malermeister Edmund aus Stilfs, Firma Hofer für die Steintransporte, Valentin und Walter, Mareike und Daniel, Evi und Petra, Judith, Benedikta, Wiltrud, Schwester Reinhilde, Maja, Christina, Cornelia Lochmann, Otto Moser, Monika Niedermeier, die Gemeinde Stilfs, Künstler für Foto: Stefanie Walk und J. R. Blank, Damian Constantin, Sava Mihail, Vasile, Pfarrer Öttl Florian für die Einweihung, Daniel Oberegger, Peter Paul Schalber aus Fetzan für die Kreuzwegbilder, Downkünstler Engelbert Donner für die Skulpturen, Hubert Klotz für die 3 Holzfiguren, Reinhard Breitenberg aus Göflan für die Pinocchios, Krippenschnitzer Heinrich Schwabl für den guten Hirten, Bergbauer als Stilfs Alfred Pinggera für die Lebensphilosophie in 5 Sätzen, und allen, die ich nicht erwähnt habe. Ich möchte mich auch für die bedanken, die für mich beteten.

 

Für mich ist Kapelle etwas Lebendiges und nur in Solidarität und Freiheit möglich, in einem Dialog, wo man sich vom andern ansprechen lässt.

 

Ein großes Dankeschön an alle!

 


Die Kapelle

In Stilfser Brücke 23a ist bei der Stilfser- Joch- Straße im April 2019 ein tonnenschwerer Findling vom steilen Waldhang direkt zum Haus gestürzt. Vor dem Einschlag bewahrte ein 120 Jahre alter, wilder Kirschbaum. Es grenzt an ein Wunder, dass kein Mensch ums Leben kam. Daher entsteht dort, wo der Findling gestoppt wurde, beim Kirschbaum, eine Kapelle. Diese Filmreihe dokumentiert den Werdegang dieser Kapelle. Am Ende jedes Videos gibt es eine musikalische Reflexion.